Wissen ist in aller Munde bzw. Augen. Wird gehandelt, bearbeitet oder, neudeutsch ausgedrückt, gemanaged (gemenetscht). Wissen ist Speicherstoff, den man abruft, so wie einige früher Wissen in Büchern suchten und sich vielleicht wunderten, dass auch lange Lektüre alleine nicht ausreicht, um Wissen zu erlangen. Wissen ist für einige Faktisches, für andere die Verbindung von Daten mit Erfahrungen. Manche nennen Verstehen Wissen.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 16. 1. 2011
Unsere Lesekultur liegt im Argen. Auch an höheren Schulen lesen viele nicht gerne. Die Klassikerpflege wird vielerorts als überflüssig, störend, belastend, unnütz angesehen. Sie lohne nicht, sie bringe nichts. Sie interessiert nicht. Es gibt im österreichischen Lehrplan keinen verpflichtenden Literaturkanon, sondern nur Empfehlungen. Lehrer sollen innerhalb eines Rahmens gestalten, wovon sie meinen, dass es Jugendliche interessiere.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 7. 11. 2010
Kürzlich wurde bekannt, dass der Medienkünstler und Zampano Peter Weibel seit Jahren in seinem Lebenslauf auf seine Dissertation verweist, obwohl er nie eine eingereicht und daher approbiert erhalten hat, und dass Teile dieser nicht eingereichten Dissertation von einem Freund, einem Wiener Mathematiker, verfasst worden seien. Auf Anfrage betont Weibel, der Freund habe ihm nur bei Verständnisfragen geholfen. Es sei aber “das Recht eines Autors, auf eigene Werke hinzuweisen, auch wenn er sie nicht publiziert” habe.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 3.10.10
Am 28. August wurden wieder die Goethe-Medaillen verliehen, diesmal an die ungarische Philosophin Agnes Heller, den libanesischen Lyriker und Übersetzer Fuad Rifka und an den amerikanischen Exilforscher John Spalek. Die Auszeichnung wird vom Goethe-Institut seit 1955 jährlich vergeben für Verdienste um die deutsche Sprache im Ausland.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 05.09.2010
In der FAZ, der Zeitung, die von sich meint, sie sei die beste in Deutschland, schreibt eine Frau Felicitas von Lovenberg, (Jahrgqang 1974), die dort als Ressortleiterin “Literatur und Literarisches Leben” waltet, in einem Artikel über das lesenswerte Leben: “Zwar ist die Dichte an Instant-Klassikern in diesem Herbst nicht derart hoch, wie im vergangenen. Was die Neuentdeckungen betrifft, ist das Rennen aber noch offen.” Den modern Gebildeten, wie Frau von Lovenberg, erscheint da alles in Ordnung. Sie sind Angehörige der instant culture, der instant generation, des Kurzdenkens, des Klatsches und Tratsches, der vordergründigen event culture.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 25.07.2010