In Deutschland, wo die politische Korrektheit seltsame Sumpfblüten treibt, wurde, beeinflusst von us-amerikanischen Erfahrungen, darin Rassismus gesehen, dass ein kleines Theater in Berlin eine Schwarzenrolle mit einem Weißen besetzte und nicht mit einem Negro. Rasch sammelten sich wütende Besorgte im Netz und drangen bis in die schwachbrüstigen Redaktionen vor, um diese Rassistentat zu verurteilen. Ganz wenige Journalisten trauten sich, den aufgeblähten Zirkus zurückzuweisen. Eine Mehrheit sieht sich als Anwalt der Rassistenopfer und Verurteiler der bösen Rassisten.
Kolumne “Wort zum Sonntag”von Haimo L. Handl, 15. 1. 2012
Ich erinnere mich noch der Worte des deutschen Bundespräsidenten bei seinem Besuch des KZ Auschwitz-Birkenau im Jänner vergangenen Jahres. Damals mahnte er Verantwortung ein. Nun, es ging um die allgemeine, ewige Verantwortung der Deutschen zu ihrer Geschichte, insbesondere der Nazizeit und des Holocaust. Das fällt natürlich leichter, als persönliche Verantwortung.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 8. 1. 2012
Der Jahreswechsel wird auch in den sogenannt aufgeklärten Gesellschaften nach einem atavistischen Ritual gefeiert, auch wenn die meisten die Hintergründe nicht kennen. Eine Mischung von religiösem, heidnischem und profanem Feiern, sogar dort, wo die Ausgelassenheit dominiert. Denn Feste bieten und sollen Gelegenheit bieten zum Ausgelassensein, vor allem für jene, die selten Auslauf haben, fast nie gelassen sind, selten ausgelassen. Man lässt die Sau raus und fühlt sich befreit, ausgelassen. Der gemeinsame Konsum hilft wie bei der Kommunion und schafft das Trugbild von fröhlicher Runde, Gemeinschaft. Man wünscht den Andern wie sich selbst, was man immer wünscht, alle Jahre wieder, und freut sich, dass es noch möglich ist.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 1. 1. 2012
Die Trauerfeiern nach Vaclav Havels Tod zeigten, wie hoch viele Menschen Glaubwürdigkeit schätzen. Nicht zuletzt wegen seiner Charakterzüge bewahrten Tausende ein überaus positives Bild vom ehemaligen Präsidenten, vom Dissidenten und Schriftsteller. Havel stand für Ehrlichkeit, die mehr wog, als er politisch wirkte oder zu wirken vermochte.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 25. 12. 2011
Der Untergang ist in. Nicht nur des Abendlandes, der ganzen Welt. Die Massen gefallen sich in düsterer Wehklage, die sie pervers genussvoll inszenieren und konsumieren. Trotz Krise wird konsumiert, was nur geht. Der Blick aufs Unheil ist jedoch getrübt und selbstverlogen.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 18.12. 2011