Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 6.9.2009#
Früher, als nur wenige des Schreibens mächtig waren, erledigten professionelle Briefschreiber das Schreibgeschäft für Eingaben oder Petitionen, für Geschäftsakte oder wichtiges Privates. Später, als die Schulbildung in gewissem Masse auch die unteren Schichten lese- und schreibfähig machte, florierte diese Dienstleistung in veränderter Form von Schablonen, Vorlagen und Ratgebern für’s Briefschreiben, die stereotype Standardsätze, ja ganze Absätze, lieferten, an denen sich die Sprachohnmächtigen nicht nur orientierten, sondern sie schier bewusstlos übernahmen.
Kolumne “Wort zum Sonntag”, Haimo L. Handl,. 30.08.2009
Die meisten Menschen sind religiös. Sie folgen alten, ganz alten Ideen, die sie, als religiöse, nicht als Ideen ansehen, sondern als Höheres, ohne wissen oder gar belegen zu können, was denn über Ideen (Gedanken, Denken) hinaus gedacht, geglaubt, gewusst werden könnte. Im Glauben spielt Alter keine negative Rolle, weil nie kritisch gedacht wird, werden darf. Anders im übrigen Kulturbereich, ganz anders in der Wissenschaft. Hier wird kritisch die Tauglichkeit bedacht: was passt (noch), was stimmt noch, entsprechend dem Stand des Wissens (im umfassenden Sinne verstanden). Im Glauben gibt es Sicherheit und keinen Irrtum. In der Wissenschaft gibt es Irrtum und prüfende, zweifelnde Fragen.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 23. 8. 2009
Die meisten westlichen Republiken sind frei. Die Wissenschaft und ihre Lehre ist besonders frei. Die Künste sind frei. Die Meinung ist frei und die Medien sind frei. Alle sind so frei, dass sie in aller Freiheit sich selbst unfrei setzen dürfen, aus Vernunft die Freiheit begrenzen oder aufgeben, hintanstellen oder neu, spezifiziert, definieren: die Freiheit zur Unfreiheit ist unser aller höchstes Gut. Es wird immer gegen jeden Angriff verteidigt.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 26. 7. 2009
Es sind nicht primär die Namen, welche die Kommissare und ihre Kommissionen der EU den Beiklang einer EUdSSR geben, es ist der ZK-Geist, der eine überfällige Demokratisierung der Union verhindert, die Bürger mit einem Scheinparlament abspeist und in ungeahnter, zynischer Bürokratie die Nationalinteressen entsprechend den Machtgefügen einbringt und verwaltet.
Kolumne “Wort zum Sonntag”, 20. 7. 2009, von Haimo L. Handl
Der Ausspruch des epileptischen und als geistesschwach bezeichneten österreichischen Kaiser Ferdinand (1793-1875), der im Revolutionsjahr 1848, das die restaurative Epoche des Biedermeier, begonnen mit dem Wiener Kongress 1814), abschloss, zugunsten Franz Joseph 1. die Regierungsgeschäft übergab, ist zum Kernspruch einer abwehrenden, ängstlichen, unterdrückenden Zeit und ihrer Regime geworden.