Heute Nacht begann in Mitteleuropa wieder die Sommerzeit. Aus pragmatischem Utilitätsdenken, wie es der Amerikaner Benjamin Franklin in puristischem Produktivitätswahn als erster vorgeschlagen hat, wird der Mensch früher zur Arbeit gejagt, um Kosten zu sparen. Alle folgen willig dem Diktat, reihen sich ein, wie Hühner in der Batterie, und gackern, wenn das Kommando klingelt, die Pflicht ruft, die ökonomische Vernunft gebietet.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 28. 03. 2010
Die Wellen gehen hoch. Fälle von vor 10, 20, 30 oder 40 Jahren werden gemeldet. Die Anzeiger fühlen sich als Opfer und werden als solche anerkannt. Es wird nicht gesagt, sie WAREN Opfer, sondern behauptet und verstanden, sie SIND Opfer. Die Kampagne ist nicht eine zur Erhellung und Sensibilisierung des Rechtsverständnisses, sondern ein Rundumschlag im Sinne des Opferkults, des Ressentiments und der Rache.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 21.03.2010
Sogar in bürgerlichen Zeitungen in Österreich wird die gefährlich dumme, simple Hürdenpolitik der ÖVP im Bildungsbereich kritisiert und angeprangert. Diese kurzsichtige Maßnahmenpolitik entspricht der ebenso kurzsichtigen im Verkehr: man kann durch Schikanen, Aussperrungen usw. den Verkehr behindern und damit schlussendlich mindern, nicht aber das Problem lösen, vor allem dann nicht, wenn keine Alternativen geboten werden. Man vergrößert nur die Probleme und steigert die Kosten, finanzielle und ökologische.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 7. 3. 2010
Das Erdbeben in Haiti hat sehr viele Opfer gefordert. Die Reaktionen waren geteilt. Einerseits Entsetzen über das Unglück, die Katastrofe und spontane Hilfe, die in eine organisierte ausgebaut wurde. Andererseits Häme, Verwünschung und Verfluchung, die einen tief barbarischen Zug böser Menschen offenlegten, die als Tugendterroristen von Gottesstrafe schwätzten und giftschäumend noch mehr den Opfern, die sie als Täter sahen, hintennachwünschten.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 21.02.2010
Bei einem Bildungsgespräch zitierte ich George Steiners Ansicht, dass der heutigen Jugend jene Werte und Visionen fehlen, deretwegen jemand Wagnisse eingeht, Ideologien verfolgt, sich dafür ein- und aussetzt, verausgabt und daraus wichtige Erfahrungen sammelt.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 7.02.2010