Jetzt, da das Gesetz zur sogenannten “Vorratsdatenspeicherung” in Kraft tritt, rührt sich nochmals einiger Protest. Reichlich spät. Immerhin war 2006 in der EU die Vorlage dazu von Österreich mitgetragen worden. Nun zu sagen, wir müssten das Gesetz umsetzen, weil wir sonst Strafzahlungen zu gewärtigen hätten, ist nur die halbe Wahrheit, denn Österreich hätte damals schon Widerstand leisten können und müssen; diese infame Richtlinie ist auch in anderen EU-Mitgliedsstaaten umstritten.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 1. 4. 2012
Nicht nur die Griechen müssen sparen. Auch wir. Und unsere Regierung hat ein sogenanntes “Sparpaket” geschnürt (warum man solche Maßnahmen Pakete nennt, da doch im Gegenteil aufgebrochen und zugemutet wird, anstatt bewahrt und gesichert, wäre eine eigene philosophische Reflexion wert!), von dem sie behauptet, es sei der Anfang für fällige Reformen. Die Wirtschaft pflichtet bei, da sie Oberluft wittert, um auf dem Rücken der Massen sich mehr zu holen, als vor Kurzem noch anvisiert werden konnte. Die Krisen, vor allem die des Euros, helfen unpopuläre Schritte zu setzen. Die Slogans, alles müssen was beitragen, werden breitgetreten und Kritik als unvernünftig zurückgewiesen.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 12. 2. 2012
Die Trauerfeiern nach Vaclav Havels Tod zeigten, wie hoch viele Menschen Glaubwürdigkeit schätzen. Nicht zuletzt wegen seiner Charakterzüge bewahrten Tausende ein überaus positives Bild vom ehemaligen Präsidenten, vom Dissidenten und Schriftsteller. Havel stand für Ehrlichkeit, die mehr wog, als er politisch wirkte oder zu wirken vermochte.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 25. 12. 2011
Im Obrigkeitsstaat war immer alles klar: Ganz wenige waren oben, die meisten unten, und die wussten, wie sich zu verhalten. Sie nahmen es als natürlich hin, als gottgegeben. Die hohen Priester halfen nach, nahmen etwa Mürrische ins Gebet, damit die Unteren sich dankbar in ihr Schicksal fügten. Irgendwie kam das dann doch zum Bruch.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 6. 11. 2011
Werteverfall gibt es in verschiedenen Dimensionen, mit verschiedenen Auswirkungen. Drastisch, und für viele sofort spürbar, die Inflation, der Geldwertverfall, Wertverfall von Leistungen und dergleichen. Rechtsverfall: Gesetze scheinen nur noch aus Worten und Papier zu bestehen, zwischen der Rechtsrealität, der geübten Praxis, und der beschworenen Rechtsidee klafft ein eklatanter Widerspruch; hier beweist die grassierende Korruption in den unternehmerischen Chefetagen und in der Politik eine verruchte Verkommenheit wie selten zuvor.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 25. 9. 2011