Verdächtigungsunkultur

Date 2010-04-25

Es ist wieder modisch geworden nicht nur rasch zu verdächtigen, sondern auch zu verurteilen bzw. verdächtigend zu verurteilen. In einigen Ländern und Gesellschaften reicht das aus für Mord, wenn Islamisten eine Beleidigung ihres Gottes oder des Profeten davon rächen. In anderen, wenn man als Mitglied einer falschen Ethnie “gesäubert” gehört. Aber es gibt eine andere Form, als Vorläufer sozusagen, die vielen noch nicht so schlimm auffällt, weil man sich im dauernden Niedergang von Werten daran gewöhnt hat.

Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 25. 04. 2010

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Wohlfeil

Date 2009-10-18

Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 18.10.2009

Eine kleine Meldung anlässlich einer Todesanzeige erregte nicht sonderlich Aufsehen: trotz fehlenden öffentlichen Interesses schalteten Finanzminister und Vizekanzler Josef Pröll und seine beiden Staatssekretäre Lopatka und Schieder eine Traueranzeige in drei Zeitungen, die 100.000,00 (einhunderttausend) Euro kostete. Ihr Büroleiter war überraschend verstorben. Es galt, die “tiefe Betroffenheit und Trauer zum Ausdruck zu bringen”. Natürlich auf Steuerzahlers Kosten. Was sonst.

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Frankfurt am Großen Kanal Beijing-Hangzhou

Date 2009-10-11

Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 11.10.2009

Am 14. Oktober öffnet in Frankfurt am Main die Frankfurter Buchmesse, die weltgrösste, wie es stets stolz heisst, ihre Pforten. Heuer ist China der Ehrengast. Und China bestimmt, wie zu Hause, den Gang der Ereignisse: es zensuriert, verbietet verhassten Autoren die Ausreise oder verweigert im Ausland lebenden Chinesen, die eine Kritik am Mutterland gewagt haben oder wagen, öffentlich dort aufzutreten.

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Alte Werte vs. obsolete

Date 2009-08-30

Kolumne “Wort zum Sonntag”, Haimo L. Handl,. 30.08.2009

Die meisten Menschen sind religiös. Sie folgen alten, ganz alten Ideen, die sie, als religiöse, nicht als Ideen ansehen, sondern als Höheres, ohne wissen oder gar belegen zu können, was denn über Ideen (Gedanken, Denken) hinaus gedacht, geglaubt, gewusst werden könnte. Im Glauben spielt Alter keine negative Rolle, weil nie kritisch gedacht wird, werden darf. Anders im übrigen Kulturbereich, ganz anders in der Wissenschaft. Hier wird kritisch die Tauglichkeit bedacht: was passt (noch), was stimmt noch, entsprechend dem Stand des Wissens (im umfassenden Sinne verstanden). Im Glauben gibt es Sicherheit und keinen Irrtum. In der Wissenschaft gibt es Irrtum und prüfende, zweifelnde Fragen.

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Weltnationalliteratur

Date 2009-08-02

Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 2. 8. 2009

Spricht man von “Weltliteratur”, müsste man für das bessere Verständnis eigentlich auch klären, welche Welt man meint. Welt ist nicht gleich Welt. Immer noch, trotz der herrschenden Globalisierung, wird sie von Nationen bestimmt, dann auch von Religionen oder auch Ethnien bzw. Rassen. Da hat sich seit dem Zweiten Weltkrieg nicht viel geändert, nur die Mittel der Technik und Kommunikation haben sich modernisiert. Der Geist, so wird uns überall drastisch vor Augen geführt, schickt sich in die “Sachzwänge”, wie man die Gegebenheiten nennt und damit legitimiert, und die Berufungen auf Eigenheiten eigener Kultur, als deren Ausdruck manchmal auch die Künste inklusive der Literatur gehandelt werden, sind eher einem Marktkalkül zuzusprechen, als einem reifen, genuin eigenem Kulturverständnis.

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