Machtwerterelationen

Date 2010-10-10

Das norwegische Nobel-Preis-Komitee hat den diesjährigen Friedensnobelpreis dem chinesischen Autor Liu Xiaobo verliehen und damit, trotz heftiger Warnungen der chinesischen Regierung, einen Dissidenten ausgezeichnet, der wegen seiner in Anspruch genommenen freien Meinungsäußerung 2009 zu elf Jahren Haft verurteilt wurde. Das Komitee hat sich also nicht dem Druck gebeugt, obwohl China meinte, die Preisverleihung stehe im Gegensatz zu den Grundsätzen des Nobelpreises, weil damit ein Verbrecher geehrt werde, der nach geltendem Recht verurteilt sei.

Hätte in Oslo ein ähnlicher Geist geherrscht, wie er hierzulande oder in Deutschland die Gutmenschler und politisch Korrekten, die Rosarotgrünlichen, negativ auszeichnet, wäre freilich der Preis nicht an ihn verliehen worden. Diese Korrekten verstehen, dass freie Meinungsäußerung nur dann frei sein darf, wenn sie gewissen Richtungen und Regeln entspricht.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 10.10.2010

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Die Freiheit zur Unfreiheit

Date 2009-08-23

Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 23. 8. 2009

Die meisten westlichen Republiken sind frei. Die Wissenschaft und ihre Lehre ist besonders frei. Die Künste sind frei. Die Meinung ist frei und die Medien sind frei. Alle sind so frei, dass sie in aller Freiheit sich selbst unfrei setzen dürfen, aus Vernunft die Freiheit begrenzen oder aufgeben, hintanstellen oder neu, spezifiziert, definieren: die Freiheit zur Unfreiheit ist unser aller höchstes Gut. Es wird immer gegen jeden Angriff verteidigt.

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Weltnationalliteratur

Date 2009-08-02

Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 2. 8. 2009

Spricht man von “Weltliteratur”, müsste man für das bessere Verständnis eigentlich auch klären, welche Welt man meint. Welt ist nicht gleich Welt. Immer noch, trotz der herrschenden Globalisierung, wird sie von Nationen bestimmt, dann auch von Religionen oder auch Ethnien bzw. Rassen. Da hat sich seit dem Zweiten Weltkrieg nicht viel geändert, nur die Mittel der Technik und Kommunikation haben sich modernisiert. Der Geist, so wird uns überall drastisch vor Augen geführt, schickt sich in die “Sachzwänge”, wie man die Gegebenheiten nennt und damit legitimiert, und die Berufungen auf Eigenheiten eigener Kultur, als deren Ausdruck manchmal auch die Künste inklusive der Literatur gehandelt werden, sind eher einem Marktkalkül zuzusprechen, als einem reifen, genuin eigenem Kulturverständnis.

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Dürfen's denn das?

Date 2009-07-19

Kolumne “Wort zum Sonntag”, 20. 7. 2009, von Haimo L. Handl

Der Ausspruch des epileptischen und als geistesschwach bezeichneten österreichischen Kaiser Ferdinand (1793-1875), der im Revolutionsjahr 1848, das die restaurative Epoche des Biedermeier, begonnen mit dem Wiener Kongress 1814), abschloss, zugunsten Franz Joseph 1. die Regierungsgeschäft übergab, ist zum Kernspruch einer abwehrenden, ängstlichen, unterdrückenden Zeit und ihrer Regime geworden.

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