Intern. Frauentag 8.März 2019: Lesung |
Samstag, 16. Februar 2019 | |
![]()
Hilde Domin (27.7.1909-22.2.2006) sagte in ihrem Gespräch mit Christa Schulze-Rohr: Das hat sich geändert. Das bedeutet aber nicht, dass eine verständigere Kultivierung erfolgt wäre und herrschte, sondern nur, dass Gedichte, oder Gebilde, die dafür gehalten werden, geschrieben werden, wobei paradoxerweise mehr geschrieben als gelesen wird. Waren damals unter dem linken Diktatversuch die Agitation und Erziehung die Vorgabe, sind es heute wieder Herkunft, Ethnie, Gender und Religion. Das Verständnis von Authentizität hat sich gewandelt und das Vermögen, etwas Unnützes wie Gedichte schätzen zu können, ist abhanden gekommen: die meisten Gedichte, die heute produziert werden, sind keine, sind "freie" Äußerungen nach Gemütslagen oder Algorithmen und folgen einem Nutzendenken, einer rigiden Ideologie. Interessanterweise ist Liebe heute ebenfalls aus bzw. der inflationär gebrauchte Begriff wird für alles verwendet, so dass er seine Bedeutung verloren hat. Man liebt nicht mehr, weil man alles, das Konsumlust befriedigt, liebt. Hilde Domins Gedichte zeugen von einer anderen Werthaltung. Sie sind besonders lesenswert.
|