So 22.10.2017, 16 h (!)
Ivan Blatný: Alte Wohnsitze.
Aus dem Tschechischen von Christa Rothmeier.(Wien 2005)
Lesung mit der Wiener Schriftstellerin Veronika Seyr
Pünktlicher Beginn, da um 17 Uhr das Klavierkonzert folgt. – Eintritt frei.
Video von der Veranstaltung in unserem Youtubekanal
Fast
vierzig Jahre galt der Dichter Ivan Blatný in der tschechischen Öffentlichkeit
als verschollen. Nach der kommunistischen Machtübernahme (1948) kehrte er von
einem Stipendienaufenthalt in England nicht mehr zurück und lebte dort, aus
Angst vor Verfolgung, vereinsamt in einer Nervenheilanstalt. Nur der
Aufmerksamkeit einer Krankenschwester ist es zu danken, dass nicht alle seiner
in der Anstalt verfassten Gedichte im Mülleimer verschwanden, sondern zwei
bedeutende Sammlungen – Stará bydlište (Alte Wohnsitze) und Pomocná škola
Bixley (Hilfsschule Bixley) – im tschechischen Exilverlag
Sixty-eight-Publishers in Toronto erscheinen konnten. Als sein Werk nach 1989
auch in der Tschechoslowakei neu entdeckt wurde, kam dies einer literarischen Sensation
gleich.
In
den Gedichten aus Alte Wohnsitze schlägt der in England gestrandete Blatný
einen Bogen zwischen seinem Leben in der Nervenheila nstalt und dem der frühen
Jahre, zwischen seinen neuen und alten Wohnsitzen, den englischen Stadtlandschaften
und der Umgebung Brünns: ein subtiles Porträt des Dichters auf der Suche nach
der gegenwärtigen Zeit zwischen Klinik und Gedächtnis. Die Nostalgie, Trauer
und das Heimweh dessen, dem als letzter Zufluchtsort nur die Sprache blieb,
spiegelt sich in den zerbrechlichen Bildern, zugleich aber belegen die Gedichte
die Unversehrtheit, Kontinuität und vor allem Authentizität eines inneren
Lebens, das in all seinen bedeutenden Momenten erhalten bleibt.
Ivan
Blatný, geb. 1919 in Brünn, veröffentlichte zwischen 1940 und 1947 mehrere
Gedichtbände, lebte von 1954 bis zu seinem Tod im Jahr 1990 in einer
psychiatrischen Anstalt in Ipswich (England).
(MyPersonalContent v1.3 © Rico Pinzke)
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