Gleichgewicht Literaturabend "Georg Büchner"
Mittwoch, 9. Oktober 2013, 18:30 - 20:30 h
Bibliothek, Hauptstr. 13, 2265 Drösing
Georg Büchner
Zum
200. Geburtstag des deutschen Dichters, Dramatikers, Wissenschaftlers und
Revolutionärs Georg Büchner veranstalten wir einen Literaturabend mit Lesungen
aus seinem Werk und Kommentierungen.
Büchner,
der im 24. Lebensjahr an Typhus in Zürich starb, beeinflusste trotz seines nur
schmalen Werkes nachhaltig die Literatur, das Theater und, nicht zuletzt, die
politische Szene seiner Zeit und ihrer Erben. Nach kurzer Verblassung seines
Ruhmes gewann er und sein Werk eine beispiellose Aktualität und Berühmtheit,
auch im nicht deutschsprachigen Ausland; sein Lustspiel „Leonce und Lena“ und
seine Dramen sind fest verankert im Repertoire großer und kleiner Theater. Wichtige
Werke wie „Woyzeck“ oder „Dantons Tod“ wurden erfolgreich verfilmt, etliche
Komponisten vertonten diese Stücke (Alban Berg, Paul Dessau, Gottfried von
Einem, Kurt Schwaen, Wolfgang Rihm u. a.) bzw. „Lenz“.
Berühmt
wurde seine Streitschrift „Der Hessische Landbote“. Diese Flugschrift, mit
Ludwig Weidig vefasst, sollte zum Umsturz führen mit der Parole, die zum
geflügelten Wort wurde: „Friede den Hütten, Krieg den Palästen“.
Heute
könnte Georg Büchner nicht mehr so leicht über eine nahe Grenze in ein sicheres
Exil fliehen. Die EU umfasst fast den Kontinent, und Flucht wäre unmöglich. Die
gleiche Gesellschaft, die sich heute bewegt seiner erinnert und ihn feiert,
würde alles daran setzen, so eine Figur, die heute als Terrorist denunziert
wäre, zu jagen und dingfest zu machen. Seine realistische, unnachgiebige
Haltung gegen die Unterdrückung durch Aristokratie und Bürgertum, seine Abscheu
vor den Philistern und Feudalherren und allen, die mit ihnen packeln, mündete
in die Überzeugung, dass nur ein Aufstand der Massen mit Gewalt Änderungen
erwirken könne. Er vertraute ganz und gar nicht den parlamentarischen
Einrichtungen, weil die sich immer arrangierten und die Machtverhältnisse nicht
wesentlich änderten. So eine Haltung führt heute ins Gefängnis oder den Tod.
Büchner,
in einem Brief an seine Eltern vom Juni 1833: „... habe aber in neuerer Zeit
gelernt, daß nur das nothwendige Bedürfniß der großen Masse Umänderungen
herbeiführen kann, daß alles Bewegen und Schreithen der der Einzelnen vergebliches Thorenwerk ist.
Sie schreiben, man liest sie nicht; sie schreien, man hört sie nicht; sie
handeln, man hilft ihnen nicht.“
Und
in einem Brief aus Straßburg an Gutzkow notiert er: „Die Gesellschaft mittelst
der Idee, von der gebildeten Klasse aus reformiren? Unmöglich!“
Zu
den Abbildungen:
Porträtskizze
von Jean Baptiste Alexis Muston, undatiert (wahrscheinlich aus einem Brief)
1835
Ausschnitt
einer Porträtzeichnung, die 1944 verbrannte; Abbildung nach der frühesten
bekannten Fotografie (ca. 1900) dieser Zeichnung, wahrscheinlich von Heinrich
Adolf Valentin Hoffmann
(MyPersonalContent v1.3 © Rico Pinzke)
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