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Russische Literatur jenseits politischer Vorgaben PDF Drucken E-Mail
Montag, 22. März 2010

Christin Domin, Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle

Friedrich-Schiller-Universität Jena
22.03.2010

Tagung zur Rezeption russischer Literatur in Ost und West am 26./27. März an der Universität Jena
Jena (22.03.10) Für Stalin galt Wladimir Majakovskij als "begabtester Dichter der sowjetischen Epoche". Nach einem solchen Urteil schien Majakovskij eindeutig als Vorbild für sowjettreue Literatur und Literaten zu stehen, während er gleichzeitig vom Westen abgelehnt werden musste - soweit die klischeebelastete Vermutung. Doch der russische Autor fand zumindest in Ost- wie West-Deutschland große Beachtung, wie Slawisten der Friedrich-Schiller-Universität Jena ermittelt haben. Dabei, so die Jenaer Forscher, legte jedoch jede Republik ihren Fokus auf eine andere Facette seines Werkes: Während im Osten der revolutionäre Charakter von Majakovskijs Literatur beachtet wurde, interessierte man sich im Westen eher für deren experimentelle, innovative Züge. Dies gilt auch für andere bedeutende russische Autoren des 20. Jahrhunderts, darunter Alexander Block und vor allem Sergej Jessenin. Die westdeutschen Literaturkritiker lasen die russische Literatur demnach zwar aus einem anderen Blickwinkel, letztendlich jedoch hatten sie dasselbe Anliegen wie ihre ostdeutschen Kollegen: den Deutschen die russische Literatur näherzubringen.

"Diese Erkenntnis hat unseren Blick auf die deutsch-deutsche Literaturlandschaft von 1945 bis 1990 enorm erweitert", erklärt PD Dr. Christine Fischer von der Universität Jena. Die Literaturwissenschaftlerin und Übersetzerin bearbeitet das 2008 begonnene Projekt, das noch bis Ende 2010 "Russische Literatur als Brückenschlag zwischen Deutschland Ost und West (1945-1990)" untersucht. Gemeinsam mit Kollegen vom Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte wird an der Jenaer Universität die Rezeption russischer Autoren in beiden deutschen Staaten untersucht. Die kleine Arbeitsgruppe rückt dabei eine weniger beachtete Literaturform in den Vordergrund: die russische Lyrik. Neben den unterschiedlichen Rezeptionsweisen russischer Gedichte möchten die Wissenschaftler der Uni Jena auch Gemeinsamkeiten aufdecken, um tatsächlich eine Brücke von Ost nach West schlagen zu können. Auf der Suche nach verbindenden Faktoren stießen die Projektmitarbeiter auf bemerkenswerte Erkenntnisse.

Diese Erkenntnisse wollen die Jenaer Forscher am 26./27. März während einer öffentlichen Tagung über "Russische Literatur als Brückenschlag zwischen Deutschland Ost und West (1945-1990)" vorstellen (Beginn: 26.3., 14.00 Uhr, Senatssaal im Universitätshauptgebäude, Fürstengraben 1). Die Tagung mit acht Vorträgen von Referenten aus ganz Deutschland bezieht die gesamte Literaturpalette ein und möchte "Aufschluss über die tatsächliche Stellung russischer Literatur in Ost und West geben", sagt Christine Fischer. Die Veranstaltung will "eine kulturell-historische Aufarbeitung der deutschen Teilung" liefern, so die Jenaer Slawistin weiter, und zugleich "die grundsätzlichen Möglichkeiten von Literatur für die Vermittlung politischer Argumentation diskutieren". Das Programm zur Tagung ist hier zu finden.

In ihrem Forschungsprojekt fanden die Jenaer Wissenschaftlerinnen bereits heraus, dass nicht ausschließlich der ostdeutsche Bruderstaat russische Literatur wahrnahm und veröffentlichte. "Auch in der Bundesrepublik fanden Werke großer russischer Dichter Beachtung", erzählt Fischer. Federführend dabei waren "bedeutende westdeutsche Literaturzeitschriften, zum Beispiel die ,Neue Rundschau', ,Akzente' und auch der ,Merkur'. Beachtung fanden dabei jedoch vor allem jene Autoren, die im Osten vernachlässigt wurden", so Fischer weiter.

Und noch ein Klischee wird durch die Jenaer Erkenntnisse relativiert: Die DDR-Literatur und somit auch die in dieser Zeit stattfindende Auswahl russischer Autoren waren keineswegs durchweg politisch motiviert. Auch ostdeutsche Literaturzeitschriften, wie ,Sinn und Form', konnten teilweise im Widerspruch zu den Zensurvorgaben publizieren.

Die Literaturszene der Bundesrepublik hingegen war meistens weniger politisch. Eine Ausnahme bildete die westdeutsche Zeitschrift ,Kürbiskern'. Sie unterlief die gängige Rezeption russischer Literatur im Westen und entsprach damit oftmals sogar dem ostdeutschen Ideal - wie es die Politik gerne sah.

Kontakt:
PD Dr. Christine Fischer
Institut für Slawistik der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Ernst-Abbe-Platz 8, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 944727
E-Mail: Christine.Fischer.1[at]uni-jena.de
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