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Russlands innere Kolonisierung: Internationale und interdisziplinäre Konferenz in Passau PDF Drucken E-Mail
Dienstag, 9. März 2010
Thoralf Dietz, Abteilung Kommunikation
Universität Passau
08.03.2010
Die russischsprachige Tagung "Russlands innere Kolonisierung" ("Vnutrennjaja kolonizacija Rossii") veranstaltet der Lehrstuhl für Slavische Literaturen und Kulturen (Prof. Dr. Dirk Uffelmann) vom 23. bis 25. März im Altstadthotel in Passau. Mitveranstalter ist Prof. Dr. Alexander Etkind (University of Cambridge). 28 Wissenschaftler von den renommiertesten Universitäten aus Russland, der Ukraine, Kasachstan, Finnland, Norwegen, den Niederlanden, Großbritannien, der Schweiz, den USA, Kanada und Deutschland vergleichen die Art der Kolonialisierungsstrategien westlicher Staaten mit der inneren Kolonialisierung Russlands.
Der "klassische" (überseeische) Kolonialismus operierte mit einer klaren Unterscheidung zwischen Kolonisator und Kolonisiertem, von europäisch und außereuropäisch: Auf der einen Seite stand der technisch überlegene Engländer, Franzose oder Spanier, auf der anderen Seite die einheimische Bevölkerung in Nord- und Südamerika, im Orient oder in Afrika. Der russische Kolonialismus (im Kaukasus, in Zentralasien oder in Sibirien) bezog sich hingegen auf unmittelbar angrenzende Gebiete auf demselben Kontinent. Trotzdem lassen sich vergleichbare Aspekte wie ökonomische Ausbeutung und technische und teilweise kulturelle Überlegenheit der Kolonisatoren über die Kolonisierten beobachten; die indigenen Völker werden auf eine Weise "orientalisiert", die mit dem vergleichbar ist, was Edward Said am britischen und französischen Bild des Nahen Ostens herausgearbeitet hat.

Im russischen Fall kommt eine zweite Besonderheit hinzu: Russland war seinerseits Objekt von "Orientalisierung" seitens Westeuropas, wurde als rückständiges, unzivilisiertes Land wahrgenommen. Zar Peter der Große unternahm es ab etwa 1700, die Rückständigkeit zu überwinden und Russland technisch und nach und auch kulturell zu europäisieren. Seine Reformen aber veränderten vor allem die Lebenswelt des Adels und der Oberschicht der europäischen Städte des Zarenreiches, nicht die der Bauern. Die daraus resultierende kulturelle Spaltung Russlands zwischen europäisiertem Adel und bäuerlicher Provinz führte dazu, dass der Adel die russischen Bauern, die doch derselben Ethnie angehörten und dieselbe Sprache sprachen wie er selbst, als rückständig und kulturell fremd wahrnahm.

Vom 18. bis ins 21. Jahrhundert wurden von den russischen Metropolen her diverse Versuche unternommen, um die eigenen Bauern auf europäisches Niveau zu "heben". Damit wendet sich die Zielrichtung der Kolonisierung nach innen, in die zentralrussischen Gouvernements, und nicht mehr - wie im überseeischen Fall - nach außen. Wenn das Objekt der Kolonisierung nicht mehr so einfach durch einen Ozean und durch ethnische Merkmale vom Akteur der Kolonisierung unterschieden ist, müssen die Unterschiede zwischen kolonisierender Elite und Subalternen im kulturellen Bereich verankert werden.,

Diese kulturellen Mechanismen werden bei der Passauer Konferenz im interdisziplinären Austausch zwischen Historikern, Ethnologen sowie Literatur- und Kulturwissenschaftlern untersucht. Die 28 Teilnehmer kommen aus Russland, der Ukraine, Kasachstan, Finnland, Norwegen, den Niederlanden, Großbritannien, der Schweiz, den USA, Kanada und Deutschland - Wissenschaftler von den Universitäten der Welt werden in Passau erwartet.

Die Beiträge der Konferenz werden in einem russischsprachigen Sammelband beim renommiertesten russischen Verlag für Geisteswissenschaften, Novoe literaturnoe obozrenie [Neue literarische Rundschau], veröffentlicht. Anschließend ist die Übersetzung des Sammelbandes ins Englische geplant. Die englische Ausgabe soll die Grundlage bilden für eine englischsprachige Folgekonferenz in Cambridge, bei der die Ergebnisse der Untersuchung von Russlands innerer Kolonisierung mit Forschern diskutiert werden sollen, die sich mit den "klassischen" Kolonien befassen.
(MyPersonalContent v1.3 © Rico Pinzke)
 
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