Eine Anmerkung zu einfachen Kulturtechniken von Haimo L. Handl

Der freie Vortrag wird nur von wenigen gekonnt. Seitens des Publikums reduziert sich das Wahrnehmungsvermögen für diese Art Vermittlung: zuhören, und dabei folgen und verstehen, können ebenfalls immer weniger. Die Malaise ist allgemein: unbeholfene Redner als Nichtrhetoren einerseits, denkfaule oder behinderte Zuhörerschauer andererseits.

Der Rückgang kognitiver Fähigkeiten hat sich in der Wirtschaft, im Management, als auch in der Wissenschaft durch den unkritischen Siegeszug von Mindmapping- und Powerpoint-Techniken ausgezeichnet und erwiesen. Vordergründig, plakativ, dumm. Aber beruhigend auf der Höhe der Zeit.

Früher hat sich ein Redetext von einem geschriebenen unterschieden. Heute ist nicht nur dieser Unterschied weg, weil er nicht mehr auffällt, wo er nicht existiert aber hörbar sein sollte, sondern weil immer weniger Reden verfasst und als Reden vorgetragen werden. Es werden Text-Bild-Gestaltungen präsentiert.

Der Anstieg der Un- oder Halbbildung zeigt sich in der steigenden Beliebtheit von Präsentationen, die in einem untauglichen Gemenge von versuchter Rede und versuchtem Zeigen sich "präsentieren" und zugleich ein stereotyp zugerichtetes Bild-Textmaterial.

Dabei treffen sich die Reduktionsbemühungen der Kurzsatzdenker, die als Kurzdenker jede gedankliche, rationale, mentale, kognitive Komplexität vermeiden und in der Kürze die Qualität sehen, die grad in ihre Kurzsätze passt. Dieser Vereinfachung der Welt entspricht ihre Abbildung in Schemata, Diagrammen und Piktogrammen.

Das alles hilft, auch mit reduziertem Sprachvermögen, Basisdeutsch oder Basic English, nicht nur "durchzukommen", sondern erfolgreich als Wissenschaftler, Experte und Manager zu reüssieren.

Es ist nicht die Technik, die primär diese Reduktion verursacht hat, sondern das Regime der Halben und Nichtigen hat sich Mittel geschaffen, die der simplen Zurichtung und Ausrichtung entsprechen, diese durchsetzen, etablieren und festigen.