Sonntag, 18. September 2016 |
Amatrice klagt Charlie Hebdo. Das bittere französische
Satiremagazin hat es gewagt, die Erdbebenopfer zu karikieren. Die französische
Botschaft ließ betreten sofort verlautbaren, dass dies absolut nicht die
Meinung Frankreichs sei, als ob wer im „freien Westen“ annähme, dass alle
Medien nur die approbierte Staatssicht verbreiteten. Die Erdbebenopfer empören
sich stärker über die Satire, die sie, schmerzgebeutelt, nur als einseitige
Opferhöhnung sehen, während sie sich duldsam oder knurrend den Segensgesten
kirchlicher Vertreter beugen, alte Forderungen stereotyp wiederholen und die
Mafia, die korrupte Bauwirtschaft, die Klientelpolitik des zynischen Staates so
allgemein kritisieren, dass alles weitergehen kann, wie es seit Jahrzehnten
läuft, was ihre Gebäude ja in höherer Zahl zum Einsturz brachte, den Schaden
vertiefte, als jede nachträgliche Satire es vermöchte.
Kolumne „Wort zum Sonntag “ von Haimo L. Handl, 18.9.2016
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